Die Umschaltung beim JVC erfordert den richtigen Projektionsabstand, damit sowohl 16:9 als auch 21:9 im Zoombereich liegen. Im Testkino bedeutete dies circa fünf Meter Abstand des Projektors für das 3,5 Meter breite CinemaScope-Bild. Auch eine Position für US-Standard-Kinoformat programmierten sich die Tester, das ist nämlich ein wenig breiter als 16:9 (1,85:1 statt 1,78:1) und wird sonst mit kleinen schwarzen Balken gezeigt. In den Tagen mit dem DLA-X70 im Test- und Alltagsbetrieb verstellten die Tester das Format viele Dutzend Mal, und der Mechanismus des JVC-Objektivs zeigte dabei eine gute Wiederholgenauigkeit. Das ist gut. Weniger gefiel der etwas gemächliche Ablauf: Das Umpositionieren des Objektivs von 21:9 auf 16:9 benötigt rund 30 Sekunden. Das konnte der Panasonic PT-AT5000 mehr als doppelt so schnell. Die Funktion bietet auch einen interessanten Einsatz für 3D-Liebhaber, denn der JVC speichert auch den Fokuspunkt. Damit ist es möglich, für 3D eine zweite Leinwand mit höherer Reflektivität, sprich mehr Gain, zu verwenden, die man vor der konventionellen Leinwand herunterlässt, um bei 3D an Helligkeit zu gewinnen.

Die wohl aufregendste Neuerung ...

… am X70 gegenüber seinen Vorgängern drückt das »4K«-Logo aus. 4K, das bezieht sich in der Welt des digitalen Kinos auf die auf glatte Tausender gerundete horizontale Auflösung. Entsprechend bezeichnen die Profis Standard-High-Definition mit 1280 x 720 Pixeln, wie es beispielsweise die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten verwenden, als 1K und Full-HD mit 1920 x 1080 Bildpunkten wie auf Blu-ray gängig entsprechend als 2K. Gleiches gilt aber auch für das Digitalkinoformat 2048 x 1080. JVC projiziert mit dem X70 und X90 ein 4K-Bild mit 3840 x 2160 Bildpunkten auf die Leinwand. Wer sich die technischen Daten des Projektors anschaut, wird sich wundern, dass die D-ILA-Panels weiterhin nur die normale Full-HD-Auflösung bieten. Betrug? Marketing-Schummelei? Sicher nicht, JVC arbeitet seriös. Die japanischen Entwickler griffen in ihre bewährte Bauteile-Kiste der Profi-Abteilung und kramten ein optisches Element hervor, das sie in ihrem super-hochauflösenden 8K-Profiprojektor bereits seit Jahren einsetzen. E-Shift nennt sich der trickreiche Glassandwich, dessen genaue Funktionsweise sie bislang verschweigen. Das E-Shift-Element ist in der Lage, durch Anlegen einer elektrischen Spannung durchfallendes Licht minimal zu brechen. In diesem Falle verschiebt es das Bild um ein halbes Pixel nach oben und rechts. Das geschieht mehrere Mal pro Filmbild. Da die hausgemachten D-ILA-Panels schnell genug schalten, lässt sich auf diese Weise die Zahl der darstellbaren Spalten und Zeilen tatsächlich verdoppeln. Durch die jeweils 50-prozentige Überlappung der Bildpunkte verschwindet das Pixelraster auf der Leinwand praktisch völlig. Es entsteht ein flächiges, homogenes Bild fast ohne sichtbare Struktur.

Nun kommen am Eingang aber maximal 2K-auflösende Full-HD-Bilder an. Daher werkelt im X70 eine mehrstufig dosierbare Interpolation, die die Bilder hochrechnet. Und das macht sie gut. Resultat auf der Leinwand: ein völlig pixelstruktur-freies Bild, das in der Tat feiner und detailreicher wirkt als alles bisher Dagewesene. Genial. Genial erscheint das vor allem deshalb, weil es die 4K-Auflösung elegant preiswert realisiert. Sonys neuer Top-Projektor VPL-VW1000 arbeitet mit echten 4K-Panels aus den Profi-Kinoprojektoren. Er kostet folglich rund das zweieinhalbfache des JVCs. Einziger, vermeintlicher, Vorteil des Konkurrenten: Der Sony versteht auch am Eingang 4K-Signale, wenn auch nur bis maximal 30 Hertz. Bislang gibt es aber keine Quelle dafür, weder vom Sender noch von einer Scheibe, bei Blu-ray ist nicht einmal in Ferne von solchen Auflösungen die Rede. Auch das für 4K-Fotodarstellung angekündigte Update für die Playstation3 lässt auf sich warten (Stand Februar 2012). Mit den bestehenden 2K-Auflösungen am Eingang kann man sich als JVC-DLA-X70-Kunde also getrost entspannen.

3D verarbeiten die D-ILA-Projektoren seit der vorigen Generation, und sie machten das seit Anfang an sehr gut. Hier hat sich nicht viel getan. Für 3D benötigt man den Infrarot-Emitter PK-EM1 für 79 Euro. Er sucht per Mini-DIN-Buchse Anschluss und ruht auf einem verstellbaren Fuß beim Projektor. Im Test reichte seine über Leinwand reflektierte Infrarot-Leuchtkraft aus, um die Shutterbrillen sicher zu takten. Nun kann man die bisherigen JVC-Brillen PK-AG1 verwenden oder sich die neuen PK-AG2 kaufen (139 Euro/Stück). Die neue ist nun per Mini-USB-Stecker aufladbar und besitzt einen richtigen Schiebeschalter zum ein- und ausschalten. Sie ist etwas leichter, dafür fallen die Shuttergläser vertikal ein wenig kleiner aus. Das 3D-Bild des X70 wirkt klar und plastisch, ist aber mit den 3D-Voreinstellungen nicht ganz frei vom Cardboard-Effekt: Einzelne Objekte lassen ein wenig an Plastizität vermissen, weil beide 3D-Gammas nicht ganz homogen verlaufen. Dafür liegt das Übersprechen, die 3D-Geisterbilder, auf sehr gutem, niedrigen Niveau und tauchen nur bei ungünstigen Motiven allenfalls erahnbar in Erscheinung. Alles in allem: ein sehr gutes 3D-Bild.