Jetzt wird es spannend

Wie klingt der Arcam und hat die Kalibrierung merklichen Einfluss auf die Sound-Eigenschaften? Um den Unterschied vorher/nachher beurteilen zu können, erlaubt es der AV-Receiver, über das Menü zwischen der Dirac- und der Standardeinmessung unmittelbar hin- und herzuschalten. Für einen direkten Vergleich muss die Lautstärke jeweils angepasst werden. Sofort fällt die bessere Differenzierung auf, die das ausgeklügelte System aus den Boxen herausholt. Ein Plus an Details und Präzision ist nicht zu überhören.

Auf Arte läuft ein Beitrag über die regenreichsten Streifen der Filmgeschichte, unter anderem mit Ausschnitten aus »Der Soldat James Ryan«, »Atemlos vor Angst« und »Solaris«. Es tröpfelt und plätschert also ganz schön. Perfektes Testmaterial mit einem verblüffenden Ergebnis: Dank Dirac-Analyse regnet es an exakt derselben Stelle mehr als bei der Kalibrierung auf eigene Faust. Natürlich ist die Regenmenge in der Realität dieselbe, aber das menschliche Ohr nimmt eine größere Tropfenvielfalt wahr. Es gibt halt schlicht mehr zu differenzieren.

Bestärkt wird dieser Eindruck bei dezenter Gitarren- und Klaviermusik. Tastenanschläge werden genauso wie Gitarrenanrisse präsenter, das Klangbild gewinnt an Authentizität. Selbst feinste Zupfgeräusche bleiben jetzt nicht mehr verborgen. Plumpe Effekthascherei ist dem AVR3090 fremd, er lässt es nicht überbordend krachen oder knallen, nur um dem Zuhörer ein plakatives »Wow« zu entlocken. Homogenität lautet vielmehr Arcams Maxime. Und damit fahren die Briten richtig gut.

Der Bolide produziert mit seinen 750 Watt einen ausgewogenen und neutralen Klang, Bässe sind knackig und wuchtig. Selbst im Stereo-Betrieb schafft der Neuling eine räumliche und druckvolle Kulisse, den sieben Endstufen mit jeweils 107 Watt bei einem Kilohertz geht erst unter absoluter Volllast ein wenig die Puste aus – der weit mehr als doppelt so teure AVR850 braucht schließlich seine Daseinsberechtigung. Für jeden einzelnen Kanal kann man die Lip-Sync-Funktion aktivieren, damit die Lippenbewegungen von Schauspielern und Nachrichtensprechern hundertprozentig mit der Tonausgabe übereinstimmen. Auch Bässe und Höhen sind über das Menü justierbar. Der integrierte Mediaplayer spielt die Dateitypen MP3, WMA, WAV, FLAC und MPEG-4 AAC ab – wahlweise von einem USB-Stick oder über das Netzwerk von einem PC oder einer Netzwerkfestplatte. Auf diesem Weg gelingt auch der Zugriff auf Internet-Radiosender. Sind Smartphone oder Tablet im selben Netzwerk eingewählt, erlaubt der AVR390 zudem den Zugriff auf den Streaming-Dienst Spotify Connect, ein gebührenpflichtiger Premium-Account ist allerdings erforderlich.